„Schließung ist unverantwortlich“ / Politik muss über BürgerInnen-Antrag entscheiden

Gladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) hat dieser Tage einen Brief bekommen. Der Inhalt des Schreibens, den das „Bündnis für soziale Gerechtigkeit“ formulierte, ist nicht ohne Brisanz. Die Bündnis-Leute fordern darin den OB bzw. die PolitikerInnen – insbesondere die, die im Auf­sichtsrat der NEW sitzen – auf, die höchst um­strittene Schließung des NEW-Kunden­centers zurückzunehmen. Hinter dem Bündnis stehen elf Organisationen ein­schließlich des DGB Mönchengladbach. „Angesichts der massiven, berechtigen Kritik an der Schließung haben wir einen BürgerInnen-Antrag gestellt mit dem Ziel, das Center wieder zu öffnen“, sagt der Sprecher der Initiative, Wolfgang Fels (Foto).

Das Service-Kunden-Center im so genannten Blauhaus des Energieversorgers an der Richard-Wagner Straße war Mitte März dicht gemacht worden. Seitdem hagelt es Kritik.Mit dem BürgerInnen-Antrag muss sich jetzt die Politik befassen. Eine Entscheidung dürfte frühestens nach der Sommerpause fallen. Die „Wiederöffnung sollte ohne Verzug verwirklicht werden. Dabei sollte die Möglichkeit geprüft werden, mittelfristig zwei Kundencenter einzurichten – eines im Vituscenter und eines im neuen Bahnhof Rheydt“, so das Bündnis.

Ihren Antrag begründen die Initiatoren so:„Die Energieversorgung gehört zu den zentralen, existenziellen menschlichen Bedürfnissen. Ordnungspolitisch gehört die Energieversorgung zur Daseinsvorsorge. Darin nimmt die NEW AG als größter Energieversorger die Rolle des Grundversorgers in Mönchengladbach ein. Eine vergleichbare Rolle versieht die NEW AG auch im Bereich der Ersatzversorgung. Bei der NEW handelt es sich um eine städtische Gesellschaft, zu deren EigentümerInnen die Stadt Mönchengladbach zählt.“

Wolfgang Fels

Und: Fragen rund um das Thema Energieversorgung seien in ihrer Kommunikation barrierefrei, unabhängig von Alter, Bildung und sozialer Lage leicht zugänglich zu organisieren. Gerade ältere Menschen und Menschen ohne digitale Affinität seien bei der Energieversorgung auf personale Beratungsdienstleistungen, zu denen ein face-to-face-Kontakt gehöre, angewiesen.

Wolfang Fels: „Daher ist die Schließung des Kundenzentrums inakzeptabel und für das Dienstleistungsangebot des Grundversorgers NEW im Oberzentrum Mönchengladbach unangemessen.“ Die Aufgabe stelle aus regionaler Sicht einen „einmaligen Vorgang“ dar. Sie werfe die Frage auf, was geschehen würde, wenn andere Beratungsstellen (Verbraucherberatung, Stadtsparkasse, soziale Träger) ebenfalls ihre persönliche Beratung/Betreuung einstellen würden? Die Schließung des NEW-Kundenzentrums sei auch insofern unverständlich, als der Gesetzgeber die Covid-Pandemie in Deutschland offiziell für beendet erklärt hat.

„Zudem“, so die Bündnis-Mitglieder, „erscheint die Schließung als eine un­wirtschaftliche und ineffiziente unternehmerische Entscheidung, weil sie nicht nachhaltig der Gewinnung und Bindung der Kundschaft beim Grundversorger NEW dient, sondern zum Verlust von Kundinnen und Kunden führt. Letztlich diskriminiert die Schließung die verletzlichen Verbraucherinnen und Verbraucher bei der NEW. Dazu gehört besonders die Gruppe der Menschen ohne digitale Kenntnisse und / oder entsprechender digitaler Ausstattung.“ Derzeit ist bei Kundenfragen nur eine Kontaktaufnehme per Telefon bzw. Internet möglich. Dabei komme es zu „un­verantwortlich langen Wartezeiten“, klagen VerbraucherInnen.

Abschließend heißt es: „Es gibt auch keinerlei wirtschaftliche Akzeptanz oder Not­wendigkeit für diese Entscheidung des Vorstandes der NEW. Insofern ist politisch darauf hinzuwirken, dass die Entscheidung umgehend revidiert wird.“

Dem Bündnis für soziale Gerechtigkeit MG gehören an: Pro Retina, SKM katholischer Verein für soziale Dienste, Volksverein, Arbeitslosenzentrum, Caritas, Bündnis für Menschenwürde und Arbeit, Der Paritätische, DGB, Mieterinitiative Widerstand gegen Mietenwahnsinn, Diakonie und Lebenshilfe.

 

Den offiziellen Antrag des Bündnisses an den Oberbürgermeister können Sie hier herunterladen.